Stolpersteinverlegung in Verden
Am 05. und 06. Oktober wurden in Verden Stolpersteine als Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors verlegt. Unsere Schule übernahm die Patenschaft für drei der Steine. Die Schülerinnen und Schüler unserer Schule finanzieren die Herstellung und Verlegung der Steine durch Kuchenverkäufe in den Pausen. Außerdem übernimmt die SV die regelmäßige Reinigung und Pflege der Steine.
Durch die langjährige Arbeit von Werner Schröter und Joachim Woock liegen Informationen zu den Opfern vor, die es ermöglichen, den Schülerinnen und Schülern im Unterricht die Geschehnisse in Verden während der NS-Zeit näher zu bringen.
Ella Drewes wurde am 04.03.1908 in Kirchlinteln geboren. Sie war die Tochter von Catharina Margaretha und Heinrich Drewes. Ihre Schwester Wilma Drewes war ebenfalls ein Opfer des Euthanasieprogramms der Nationalsozilisten und verstarb am 22.12.1944 in der Heilanstalt Kaufbeuren. Man ließ sie dort verhungern. Ella Drewes wurde am 18.04.1923 in die Heilanstalt in Rotenburg/Wümme aufgenommen. Am 04.10.1941 wurde sie in die Heilanstalt Günzburg verlegt, anschließend am 05.01.1944 in die Heilanstalt Kaufbeuren. Sie überlebte den nationalsozialistischen Terror und kam am 01.07.1946 wieder in die Heilanstalt in Rotenburg. Am 22.06.1970 starb sie in der Diakonie in Himmelsthür. Ihre letzte bekannte Adresse in Verden war Osterkrug 10. Dort wurde auch der Stolperstein verlegt.
Heinrich Hustedt wurde am 15.06.1878 in Eitzendorf geboren. Von Beruf war er Schneidermeister. Von 1905 bis 1909 arbeitete er als Zuschneider und Werkstattleiter bei der Firma Wolff & Goldmann in Hagen bei Bremen. Am 01.08.1909 übernahm er das Geschäft Stockmann im Borsteler Weg. 1910 kaufte er das Haus in der Fabrikstraße 5. Hier wurde auch der Stolperstein für ihn verlegt. Am 03.07.1914 heiratete er Meta Metzscher. Sie bekamen zwei Söhne. Vom 12.07.1915 bis zum 21.11.1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1923 gehörte das Ehepaar Hustedt zu den Ernsten Bibelforschern (Zeugen Jehovas). Deswegen wurden sie auch von den Nationalsozialisten verfolgt. Heinrich Hustedt wurde am 11./12. Februar vom Sondergericht Hannover, dass in Verden tagte, zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem wurde ein Berufsverbot verhängt, dass erst am 27.11.1941 aufgehoben wurde. Er starb am 13.09.1951 in Verden. Seine Frau Meta wurde 1937 verhaftet und zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Danach kam sie über das KZ Moringen in das KZ Ravensbrück. Dort starb sie am 19.01.1940.
Käthe Böhne, geb. Cordes, wurde am 27.03.1901 in Verden geboren. Sie heiratete Wilhelm Böhne. Beide waren Mitglieder der Ernsten Bibelforscher (Zeugen Jehovas) und wurden deswegen von den Nationalsozialisten verfolgt. Sie lebten im Brunnenweg 113. Dort wurden auch ihre Stolpersteine verlegt. Käthe Böhne wurde am 12.02.1938 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Sie war vom 30.03.1938 bis zum 30.03.1939 in Haft. Ihr Mann Wilhelm wurde 1939 verhaftet und am 13.04.1940 im KZ Sachsenhausen ermordet.
Veröffentlichungen: Zeugen Jehovas
- Schröter, Werner/Woock, Joachim: „Stolpersteine“. Biografien aus Verden. Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus, Verden 2009. Exemplare an allen Schulen in Verden vorhanden. Als PDF-Download. URL: http://www.regionalgeschichte-verden.de/Unterseiten/Stolpersteine.htm
- Woock, Joachim: Die Verfolgung von Jehovas Zeugen in Verden während der NS-Diktatur, in: Landkreis Verden (Hg.): Heimatkalender für den Landkreis Verden 2010, Verden 2009, S. 270-286.
- Woock, Joachim: Zeugen Jehovas, in: Deuter, Hermann/Woock, Joachim: Es war hier, nicht anderswo! Der Landkreis Verden im Nationalsozialismus, Bremen 2016, S. 246-250.
- Woock, Joachim: Entschädigung der „vergessenen Opfer“: Zeugen Jehovas und Sinti und Roma, in: Deuter, Hermann/Woock, Joachim (Hg.): Es war hier, nicht anderswo! Der Landkreis Verden im Nationalsozialismus, Bremen 2016, S. 430-434.
- Woock, Joachim: Zwangssterilisation und Euthanasie im Landkreis Verden, in: Landkreis Verden (Hg.): Heimatkalender für den Landkreis Verden 2011, Verden 2010, S. 247-275.
- Woock, Joachim: Euthanasie, in: Deuter, Hermann/Woock, Joachim (Hg.): Es war hier, nicht anderswo! Der Landkreis Verden im Nationalsozialismus, Bremen 2016, S. 261-267.
- Woock, Joachim: Das Erbgesundheitsgericht Verden, in: NS-Justiz und NS-Juristenkarrieren nach 1945 im Landgericht Verden. Vortrag am Landgericht Verden am 19.03.2002 anlässlich der Wanderausstellung „Justiz im Nationalsozialismus – Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes“ im Landgericht Verden, S. 25-29. Herausgegeben vom Niedersächsischen Justizministerium, Hannover 2002.